Kultur: Mythologie (11)
 

    Weg zu Christus: Interessanterweise zeigen frühmittelalterliche Labyrinthe oft einen wohlwollenden Christus im Zentrum, zu dem der Gläubige hinstrebt. Spätere Labyrinthe zeigen dagegen oft den Teufel von dem der Gläubige wegstrebt - im Versuch der Welt des Bösen zu entfliehen.
   Möglicherweise spiegelt sich in diesem Wandel das Trauma der fürchterlichen Pest, an der um 1350 fast jeder vierte Europäer starb.
   In dieser Zeit fand jedenfalls ein tiefgreifender Umbruch der Glaubensvorstellungen statt: Vorher wurde Christus meist als der siegreiche Erlöser gezeigt - nach der grässlichen Pest hingegen dominieren die Darstellungen des ausgemergelten Gekreuzigten: Ein Jesus, der, wie der arme Gläubige, hilflos einem grausamen Schicksal ausgeliefert ist.
   Der Minotaurus, als Symbol von den zahlreichen römischen Bodenlabyrinten gut bekannt, wurde nun zum Teufel, zum "König dieser Welt" - ein Bild, das sich schon vorher im weltabgewandten Klosterumfeld fand.

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Der Satan als Herrscher inmitten der Welt, Pergament aus dem Kloster St. Germain de Pres nahe Paris, 989 n.Chr.